Daniel Schneiss

Arbeit mit und durch Daten: Reclaiming Technology in der datafizierten Arbeitswelt

  • 25.01.25
    PROGR
  • Workshop
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  • Diskussion

Folgt man der populären Hype-Diskussion können KI-Systeme mittlerweile quasi alles: deine beste Freundin sein, deine kreative Leidenschaft neu entfachen, deine Produktivität steigern und natürlich alle Informationen dieser Welt dir zukommen lassen. „Die“ KI ist quasi flawless, human-like und better-than-ever …
Dass dieses Bild so nicht stimmen kann, wird vielen immer stärker bewusst. Das liegt zum einen an den bewusst übertriebenen Erwartungsvisionen an die Wirksamkeit dieser Technik. Zum anderen erlangen Technologien ihre soziale Wirksamkeit erst in ihrer Anwendung und Einbettung in die konkrete soziale Praxis. KI-Systeme finden dabei durchaus alltäglich Anwendung in der Arbeitswelt, doch ihre Nutzung ist zumeist viel weniger spektakulär als oft vermutet.
Hier zeigt kritische Forschung zu KI-basierten Systemen bereits ausführlich, inwiefern menschliche Arbeit erforderlich wird, um diese Systeme zu entwickeln und deren Funktionsweisen zu ermöglichen, während sie gleichsam oftmals „hinter“ deren Interfaces invisibilisiert wird. 
In diesen Workshop soll daher die alltägliche Nutzung solcher Technologien im Arbeitsumfeld diskutiert und neue Formen der Datenarbeit besprochen werden. Anders als die Automatisierungsdiskussion vermuten lassen, fällt Arbeit selten vollkommen weg, sie verändert sich. Neue Arbeitstätigkeiten kommen hinzu, vorherige Tätigkeiten werden weniger wichtig und auch die Arbeitsorganisation (im Team, im Verhältnis zu Vorgesetzten und Formen der Kontrolle) kann sich verändern.
Informiert durch ein machtsensibles Verständnis der Dynamiken und Akteurskonstellationen von Datenarbeit möchten wir in diesem Workshop diskutieren, welche spezifischen Machtdynamiken die Interaktionen involvierter Akteursgruppen und die Organisation von Datenarbeit in KI-Einführungsprozessen in Unternehmen strukturieren. 
Diese skizzierten Abhängigkeiten von Datenarbeit und der dafür erforderlichen Expertise in Digitalisierungs- und Automatisierungsprozessen in Unternehmen weisen auch neue Möglichkeitsräume für Verhandlungsmacht und Mitbestimmung von Beschäftigten und Betriebsrät*innen hin. Diese sind jedoch bislang weniger als solche erkannt und zu nutzen versucht worden.

Daniel Schneiß - Forschender im Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft, Berlin und in der Christian-Albrechts Universität zu Kiel